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Langfristiger Wachstumstrend durch Corona nur verzögert

Auch wenn sich die Luftfahrt von den Einflüssen der Coronapan­demie erst langsam erholt, stehen die Zeichen auf mittel- und langfristiges Wachstum. Die Passagierzahlen steigen seit dem zweiten Halbjahr 2021 wieder konstant, und der langfristige Trend weist wie vor dem Auftreten von Covid-19 nach oben. Damit wird auch die Nachfrage nach Flugzeugen weiter zunehmen.

Gut für FACC, die mit ihren Teilen auf allen wesentlichen Flugzeugplattformen vertreten ist. Positive Aussichten gibt es aber auch in den anderen beiden Geschäftsfeldern der Gruppe, Urban Air Mobility und Space. Auch hier punktet FACC mit Know-how und höchster Qualität und kann sich bereits über attraktive Aufträge freuen.

Die Menschen wollen reisen, daran ändert auch Corona nichts. Kaum endeten die Lockdowns, gingen die Buchungen wieder nach oben. Wo immer Restriktionen gelockert werden, erholt sich der Reiseverkehr schnell. So zum Beispiel in England: Kaum einen Tag, nachdem Premier Boris Johnson im Februar 2021 seinen Ausstiegsplan aus dem Lockdown vorgelegt hatte, schossen die Urlaubsbuchungen bei Reise- und Fluganbietern in die Höhe. Oder in Deutschland, wo nach Lockerung der Maßnahmen die Mallorca-Reisen zu Ostern 2021 nach oben schnellten – kurzfristig wurden zur Deckung der Nachfrage auf den benötigten Routen mehr als 200 zusätzliche Flugzeuge eingesetzt. Ähnliche Entwicklungen prägen das Buchungs- und Reisegeschehen in so gut wie allen Ländern der westlichen Welt.

Spürbarer Aufwärtstrend im Flugverkehr

Dies belegen auch die Zahlen: Zwar konnte der internationale Flugverkehr auf den interkontinentalen Routen bei Weitem noch nicht an das Vor-Corona-Niveau anschließen, doch zeigte sich 2021 eine substanzielle Erholung – wenn auch in Lockdown- und Virusvarianten-bedingten Wellen: Die Passagierkilometer nahmen 2021 weltweit um 18 Prozent zu, nachdem sie 2020 um 66 Prozent eingebrochen waren, die Passagierzahlen stiegen um 470 Mio. nach einem Minus von 2.700 Mio. im Jahr zuvor. Und auch der Load Factor – er zeigt die Auslastung gemessen an der angebotenen Flugkapazität – hat sich mit 67,1 Prozent wieder um zwei Prozentpunkte nach oben bewegt.1)  In Amerika betrug er im Dezember 2021 bereits wieder 78,9 Prozent – und nähert sich damit bereits wieder dem globalen Wert des Jahres 2019 von 82,5 Prozent.2)

Die einzelnen Marktsegmente und Weltregionen entwickeln sich dabei durchaus unterschiedlich: Während im internationalen Passagierverkehr noch viel aufzuholen ist – er blieb 2021 noch um gut die Hälfte unter dem Niveau von 2019 –, haben sich sowohl der kontinentale Reiseverkehr wie auch der Business- und der Frachtverkehr weitgehend erholt. Das Business-Jet-Geschäft und die Frachtfliegerei liegen teils sogar bereits über den Werten des letzten Vorkrisenjahres. Generell hat sich der Frachtverkehr dabei seit Einsetzen der Pandemie auf spezifische Frachtflugzeuge verlagert. Folgerichtig wird der weltweiten Frachtflotte überdurchschnittlich hohes Wachstum prognostiziert, Boeing etwa erwartet bis 2040 eine Zunahme um 70 Prozent auf 3.435 Flugzeuge.3)

Regional gesehen erlebt Europa seit Juni 2021 eine Erholung des Flugverkehrs, nicht zuletzt getrieben durch den Reiseverkehr, und auch in Nordamerika ist ein positiver Trend zu spüren. Lediglich in Asien stagniert die Entwicklung nach einer kurzen Erholung seit dem Frühjahr 2021 wieder, hauptsächlich hervorgerufen durch die Delta-Variante des Coronavirus. Generell hat sich der internationale Verkehr weniger deutlich erholt als die Inlandsflüge, die vor allem in den großen inländischen Märkten wie den USA und China stattfinden.

Insgesamt entspricht das Bild damit den Erfahrungen aus der Vergangenheit: Auch nach früheren Krisen – so etwa nach 9/11, SARS oder der Finanzkrise 2008 – hat sich die Flugindustrie meist innerhalb weniger Jahre erholt. Die aktuelle Delle dürfte den langfristigen Aufwärtstrend also nur verzögern. Und das nicht für sehr lang: Airbus erwartet eine vollständige Erholung bereits zwischen 2023 und 2025. Dazu tragen nicht zuletzt der steigende Wohlstand in der Region Asien-Pazifik und die weltweite Zunahme der zahlungskräftigen und reisefreudigen Mittelklasse entscheidend bei.

Wirtschaftsaufschwung hält an

So wie das Verkehrsaufkommen hat sich 2021 auch die globale Wirtschaft nach dem Ausbruch der Coronapandemie deutlich erholt. Weltweit nahm das BIP im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent zu (2020: –3,4 Prozent), in der Eurozone betrug das Plus 5,2 Prozent (2020: –6,5 Prozent) und in den USA 5,6 Prozent (2020: –3,4 Prozent), und auch China konnte 2021 – nach einer deutlich geringeren Wachstumsrate von 2,3 Prozent im Jahr zuvor – ein Plus von 8,1 Prozent verbuchen. Auch für das laufende Jahr sagen die Wirtschaftsforscher ein weiteres Anhalten des Aufwärtstrends voraus. So erwartet die OECD für 2022 ein globales Wachstum von 4,5 Prozent, 2023 soll sich der positive Kurs mit 3,2 Prozent fortsetzen.4)

Fast zehn Milliarden Flugpassagiere im Jahr 2040

Auch für die Airline- und die Flugzeugindustrie sind die Aussichten für die mittel- und langfristige Entwicklung damit weiterhin positiv: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sagt dem weltweiten Luftverkehr für die nächsten 20 Jahre eine jährliche Zunahme von 3,7 Prozent voraus, die Passagierzahlen sollen ausgehend von rund 4 Mrd. im Jahr 2016 bis zum Jahr 2040 auf 9,4 Mrd. steigen und sich damit der Zehn-Milliarden-Grenze annähern.5) Betrugen die weltweit geflogenen Passagierkilometer im Jahr 2019 insgesamt 8,5 Billionen, sollen sie laut der aktuellen Ausgabe des alljährlich veröffentlichten Commercial Market Outlook von Boeing 2040 bereits bei 19,2 Billionen liegen.

Die Zahl der Flüge wächst nach Einschätzung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im selben Zeitraum von jährlich 35,5 Mio. auf etwa 53 Mio., dies entspricht einer jährlichen Steigerung von 1,6 Prozent. Die geringere Wachstumsrate als bei den Passagierzahlen spiegelt die Erwartung wider, dass sich die Sitzplatzanzahl bei Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen über die Zeit erhöhen wird: In 20 Jahren wird laut aktuellen Berechnungen die Sitzplatzkapazität pro Flugzeug und Flug bei 179 liegen, während es im Jahr 2016 nur 111 waren. Auch Boeing geht von einem mittel- und langfristigen Flugwachstum aus, die Prognose für den Zeitraum 2021–2040 liegt mit einem jährlichen Plus von 4,0 Prozent sogar etwas über jener des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Flugzeugnachfrage ungebrochen hoch

Ähnliches gilt für die Nachfrage nach Flugzeugen: Boeing erwartet bis 2040 die Auslieferung von 43.610 neuen Flugzeugen. Während hier in den nächsten Jahren die Flottenerneuerung durch den Ersatz in die Jahre gekommener Flugzeuge im Vordergrund stehen dürfte, sollte mittelfristig die Rückkehr zum früheren Wachstumspfad gelingen. So werden für den Zeitraum 2021 bis 2030 insgesamt 19.330 Auslieferungen erwartet, denen im Zeitraum 2031 bis 2040 deutlich höhere 24.280 gegenüberstehen. Im Detail umfasst die Prognose die Auslieferung von 2.390 neuen Regional-Jets, 32.660 Single-Aisle-Flugzeugen, 7.670 Großraumflugzeugen und 890 Transportflugzeugen. Im Ergebnis sollten damit im Jahr 2040 insgesamt 49.405 Flugzeuge im Einsatz stehen, dies entspricht einem jährlichen Flottenwachstum von 3,1 Prozent gegenüber dem Stand von 25.900 Flugzeugen Ende 2019.

Hohe Dynamik in den strategischen Feldern UAM und Space

Attraktive Chancen versprechen auch Sektoren wie Urban Air Mobility (UAM) und Raumfahrt, die FACC mit der Strategie „FACC 2030“ im Jahr 2020 als neue strategische Felder für sich definiert hat. In beiden Bereichen ist die Nachfrage hoch – ebenso wie der Wettbewerb. Und in beiden kann FACC mit ihrem weitgefächerten Know-how und ihren hochwertigen Hightech-Teilen punkten.

Der Bereich UAM, in dem sich FACC bereits vor einigen Jahren in Stellung gebracht hat, bietet auf verschiedenen Einsatzgebieten hohes Potenzial: So wird laut Einschätzung der Businessdaten-Plattform Statista6) allein das Marktvolumen der autonomen Last-Mile-Lieferung im Jahr 2027 an die 50 Mrd. USD betragen und sich damit gegenüber 2020 vervierfacht haben. Hinzu kommt mindestens ebenso hoher Bedarf an Überwachungsdiensten und Personentransporten via Drohne. 160.000 kommerzielle Passagierdrohnen werden bis 2050 weltweit den Himmel bevölkern, schätzte das international renommierte Beratungsunternehmen Roland Berger im November 2020.7) Eine Hürde wartet jedoch noch auf Entwickler, Produzenten und Betreiber: die Zertifizierung für die kommerzielle Nutzung. Rascher, da in Summe weniger komplex, könnte diese bei Logistik- und Überwachungsdrohnen gelingen.

Ähnlich hohe Dynamik zeigt sich auch im Bereich Space, der längst nicht mehr ausschließlich durch die traditionellen nationalen Raumfahrtprogramme dominiert wird: Nicht nur die Großmächte liefern sich einen Kampf um Sicherheit und Souveränität im Weltraum, auch privatwirtschaftliche Player wie SpaceX, BlueOrigin, Oneweb, Telesat o. ä. erschließen eine immer breitere Palette an Nutzungs- und Geschäftsmöglichkeiten bis hin zu touristischen Angeboten. Ein Modell, dem auch Russland folgt, das erst im Dezember 2021 wieder betuchte Weltraumtouristen zur Internationalen Raumstation ISS geflogen hat. Wesentlich wichtiger sind jedoch Anwendungen wie Erdbeobachtung, Internet aus dem Weltraum oder Satellitenkommunikations- und Navigationsdienste, die in einer von Digitalisierung und Mobilität geprägten Gesellschaft laufend an Vielfalt und Volumen zunehmen. Neue Geschäftsmodelle wie interplanetare Transporte, Space Resource Utilisation oder bemannte Flüge in niedriger Erdumlaufbahn sorgen für zusätzliche Phantasie.8)

Die Schätzungen für das aktuelle jährliche Marktvolumen im ­Segment Raumfahrt variieren je nach Quelle zwischen knapp 300 Mrd. USD und 420 Mrd. USD, Tendenz jedenfalls steigend. 2040 dürfte das Volumen bereits die Marke von 1.000 Mrd. USD überschritten haben.9) Davon möchte auch FACC profitieren – und kann bereits im ersten Jahr der konkreten Bearbeitung dieses Markts mit einem Auftrag der europäischen Weltraumagentur ESA einen wichtigen Erfolg für sich verbuchen.

Parallel zu diesen neuen Produktbereichen gewinnen gerade unter wirtschaftlich angespannten Bedingungen die Themen Retrofit und Maintenance an Bedeutung – und damit Bereiche, in denen sich FACC in den vergangenen Jahren mit dem alle Segmente übergreifenden Geschäftsfeld Aftermarket Services positioniert hat.

Quellen

1) Airbus – Global Market Forecast 2021–2040

2) EUROCONTROL – Covid 19 Impact on European Aviation, Dezember 2021

3) Boeing – Commercial Market Outlook 2021–2040

4) OECD – Economic Outlook, Volume 2021, Issue 2

5) https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2019/04/20191216_fast-zehn-milliarden-flugpassagiere-im-jahr-2040.html

6) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1125733/umfrage/marktvolumen-der-autonomen-last-mile-lieferung

7) Roland Berger, Urban Air Mobility | USD 90 billion of potential: How to capture a share of the passenger drone market

8) PwC, Main Trends & Challenges in the Space Sector, 2nd Edition, December 2020

9) https://www.statista.com/statistics/946358/space-economy-global-revenue-segment-2040